Natucate
Freiwilligenarbeit Walhaischutz – Elisabeth
Diesmal sollte es ein maritimes Projekt sein und um dem tristen November zu entkommen, gerne „etwas mit Insel und Sommer“. Was liegt da näher als die Malediven? Als ich von dem Projekt mit Walhaien gelesen habe, war ich sofort begeistert.
Erfahrungsbericht: Malediven Walhaischutz
Zwei Wochen auf dem Boot? Ich bin dabei! Wie immer war die Vorbereitung durch Daniel und sein Team spitzenmäßig. Es blieben keine Fragen offen, ich wusste, was auf mich zukommt und hatte dennoch keine konkreten Erwartungen. Denn so gehe ich immer an ein neues Projekt heran, damit ich offen für alles sein kann - für ein anderes Land, andere Menschen und deren Kultur und alles noch so Unbekannte. Nur so kann man seinen Horizont erweitern und alles entspannt nehmen, wie es eben kommt.
Vorbereitung vor der Abreise auf die Insel Dhigurah der Malediven
Um mich schon ein wenig auf das Thema Walhaie und Malediven einzustimmen, abonnierte ich Maldives Whale Shark Research Programme bei Instagram und konnte so schon erste Bilder und Berichte sehen. Außerdem wurden wir alle vorab kontaktiert und konnten so schon eine WhatsApp-Gruppe gründen, uns ein bisschen kennenlernen und so die Vorfreude steigern. So haben wir uns auch gegenseitig beim „Packen“ geholfen. ;-) In Malé angekommen, kannte man sich quasi schon und wir wurden von dem Operating Team MWSRP Chloe und Kamey abgeholt und mit dem Dhoni, unserem künftigen „Arbeitsboot“, zur MV Felicity gebracht, the mothership, wie ich es immer liebevoll nannte. Ein wundervolles, beeindruckendes Zwei-Mast-Segelboot, welches für die kommenden zwei Wochen unser zu Hause sein sollte.
Unterkunft: zwei Wochen auf dem Boot
Als Tochter eines ehemaligen Seefahrers habe ich mich sofort pudelwohl gefühlt. Die gesamte Crew, vom Kapitän bis zum Chefkoch, hat uns während unseres Aufenthaltes hervorragend betreut, wir haben uns alle rundum wohlgefühlt. Niemals hätte ich so köstliches Essen erwartet, wir mussten uns um nichts kümmern, unsere Kajüte wurde zweimal am Tag hergerichtet, und die Bananenstaude sah nicht nur schön aus, sie stillte auch jedes kleine Hüngerchen zwischendurch.
Ein typischer Start in den Volunteer-Tag
Ein typischer Arbeitstag begann um 7 Uhr mit Frühstück, dann sind wir 8 Uhr aufs Dhoni und haben dort den Tag verbracht. In der MPA (marine protected area) des South Ari Atolls schipperten wir rauf und runter, immer auf der Suche nach den „gentle giants“ – den Walhaien. Dabei haben wir einiges protokolliert: andere Boote und deren Koordinaten, Personenanzahl, die Art des Bootes usw., außerdem „megafauna“ (Schildkröten, Delfine, Rochen) und ganz klar: jede Begegnung mit den Walhaien. Wir standen oft stundenlang, egal ob bei Regen oder praller Sonne, auf dem Dach des Dhonis, denn von dort aus sieht man am besten. Und man wird von Tag zu Tag besser im Spotten, die Sinne werden geschärft, man entdeckt den Schatten im Wasser, eine Flosse, nimmt Bewegungen wahr.
Sobald wir einen Walhai entdeckt haben, stieg die Aufregung, jetzt muss alles ganz schnell gehen, damit wir ihn nicht verlieren. Ein Jumper springt vor allen anderen ins Wasser, geleitet von denen, die vom Boot aus noch einen guten Blick auf den Walhai haben. Wenn der Walhai weiter an der Oberfläche bleibt, gibt es das Zeichen, dass alle anderen nachkommen können. Dann heißt es schnell schwimmen, denn der Code of Conduct sagt, dass das Dhoni mindestens 10, besser 20 Meter Abstand hält und auch nicht im Weg des Walhais ist. Diese Giganten unter Wasser zu beobachten ist ein sehr friedvolles Gefühl und ich bin dankbar, dass wir so viele Walhaie sehen durften.
Wir haben Fotos gemacht, um den Walhai mithilfe der Datenbank zu identifizieren, haben sein Verhalten beobachtet, seine Verletzungen dokumentiert … und davon haben wir leider einige gesehen. Manchmal haben wir sogar den gleichen Walhai innerhalb kürzester Zeit gesehen: das erste Mal noch unverwundet und beim zweiten Mal mit Schnittwunden im Rücken oder der Flosse, verursacht von Motorbooten, die viel zu schnell in der eigentlich geschützten Area unterwegs sind; um den Touristen ihre Erwartungen zu erfüllen, damit sie mit dem Walhai schwimmen können. Um offenbar jeden Preis. Das hat mich tief erschüttert. Wir haben eine zum Tode verletzte Schildkröte am Strand gefunden und beerdigt, und Szenen wie aus einem Hollywood Actionfilm erlebt. Es spricht sich schnell herum, wenn ein Walhai gesichtet wird, die Guides stehen untereinander in Kontakt, und wenn sich irgendwo viele Boote tummeln, ist es ganz offensichtlich, dass dort ein Whaleshark gesichtet wurde. Dann rasen andere Boote herbei, nehmen nicht immer Rücksicht auf Taucher oder Schnorchler, die bereits im Wasser sind; vom bedrohten Walhai im Riff ganz zu schweigen.
Ein typischer Nachmittag im Walhaiprojekt
Zurück auf dem Dhoni wurde das Protokoll zur Begegnung ausgefüllt und alles an Fakten notiert. Wir haben die Strömung des Wassers, Temperatur, Windgeschwindigkeit und die Sichtbarkeit im Wasser gemessen. All diese Daten sind wichtig, um mehr über Walhaie und ihr Verhalten zu erforschen. Wenn wir mal Flaute hatten, sorgte ein Schnorchelgang für Abwechslung. Die Riffe und Korallen und all die bunten Lebewesen haben mich immer wieder verzaubert.
Am Nachmittag ging es zurück zur MV Felicity. Nach einem kleinen Snack und Ruhepause, haben wir alle Protokolle, die wir am Tage geführt haben, in die Datenbanken eingegeben. Am spannendsten war es herauszufinden, welchen Walhai wir gesehen haben. Ist er schon in der Datenbank? Ist es ein neues Individuum? Jeder Walhai hat ein individuelles Muster an Punkten und Linien, mit Hilfe derer man ein Tier identifizieren kann. Genauso wie es sich mit dem menschlichen Fingerabdruck verhält.
Am Ende des Tages war man einfach nur müde und glücklich, denn so ein Tag auf dem Dhoni bei Wind und Wetter, Sonne und im Wasser ist definitiv herausfordernd und anstrengend. Aber ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt, einfach, weil es mir so unendlich viel Freude bereitet hat und ich jede Sekunde draußen genossen habe. Neben unserer täglichen Survey haben wir auch der ein oder anderen Insel einen Besuch abgestattet, waren am Strand spazieren, in den kleinen Shops bummeln und haben die Seele baumeln lassen.
Elisabeths Meinung zu Freiwilligenarbeit im Artenschutz
Ein Freiwilligenprojekt im Artenschutz ist nicht nur aufregend und toll, sondern auch ehrlich und ungeschönt. Es ist nicht alles paradiesisch. Artenschutz geht immer einher mit Schattenseiten und ist harte körperliche und emotionale Arbeit. Umso dankbarer kann man für jeden Einzelnen da draußen sein, der oder die sich jeden Tag für unsere tierischen Wunder einsetzen und engagieren. Und jeder Volunteer trägt (s)einen Teil dazu bei, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen.
Umgeben von schwimmenden Wundern!
Jeder einzelne Walhai war ein schwimmendes Wunder unter Wasser, als sei er nicht von dieser Welt. Elegant, gechillt, kraftvoll und majestätisch zugleich. Wir haben unzählige Schildkröten gesehen, Wale, Rochen, Delfine, die um uns herumtanzten und Spaß hatten, mit dem Boot mitzuschwimmen. Jeden Morgen sind wir mitten im Indischen Ozean aufgewacht, umgeben von Wundern und neuen Chancen, etwas Einzigartiges zu erleben. Sich inmitten der Malediven zu bewegen war ein Geschenk und bin unendlich dankbar für diese Zeit, die ich für immer in meinem Herzen bewahren werde. Best fishes!