Natucate
Rangerkurs Südliches Afrika – Vivien
Vivien verbrachte ein Jahr in der Wildnis Südafrikas und Botswanas, um sich zum Professional Field Guide ausbilden zu lassen. Erfahre mehr über ihr Abenteuer.
Professional Field Guide in Afrika – Erfahrungsbericht von Vivien
Ein Jahr lang habe ich mich darauf gefreut, endlich nach Afrika zu fliegen und meinen größten Traum zu erfüllen: Field Guide werden. Nun war es endlich so weit und ich saß im Flugzeug Richtung Johannesburg. Bereits am Flughafen traf ich auf meinen ersten Mitschüler und im Emeralds Hotel in Joburg auf alle weiteren. Der erste Eindruck der Gruppe war sehr gut! Wir waren alle im gleichen Alter und kamen von überall auf der Welt her (Österreich, Schweiz, Kenia, Südafrika, Frankreich, Luxemburg, Neuseeland…). Von Anfang an verstanden wir uns gut. Das Abenteuer konnte beginnen!
1. Camp: Selati
Der erste Eindruck
Nachdem wir eine Nacht in Nelspruit verbracht haben und sehr viel Papierkram durchlesen, ausfüllen und unterschreiben mussten, ging es am nächsten Morgen ins erste Camp: Selati. Selati ist ein privates Game Reserve mit ca. 30.000 ha. Hier gibt es alle Big Five und sogar Geparden! Die Busfahrt ging schnell vorbei und wir wurden herzlich im Camp empfangen. Mein neues Zuhause war ein 3x3 Meter „großes“ Domed Tent, welches ich mit einer Mitschülerin teilte. Das Zelt war mit zwei durchgelegenen Matratzen und je einem Kopfkissen ausgestattet. Zum Bad hatten wir es auch nicht weit. Sofort fühlte ich mich wohl und extrem glücklich. Nachdem wir kurz Zeit hatten unsere Rucksäcke in den Zelten zu verstauen und uns frisch zu machen, mussten wir noch mehr Papiere unterschreiben. Dazu gab es ein paar Snacks und uns wurde der weitere Verlauf unseres Aufenthalts erklärt.
Die beängstigende erste Woche
Die erste Woche bestand nur aus einem Erste-Hilfe-Kurs. Sehr wichtig hier im Busch, im Nirgendwo. Der Erste-Hilfe-Kurs war sehr spannend und witzig und hat uns als Gruppe direkt enger zusammengebracht. Allerdings wurden uns auch erschreckende und brutale Bilder und Videos gezeigt sowie grausame Geschichten erzählt, von Unfällen im Busch, die schneller passieren können, als man denkt. Die nächsten Tage hatten wir teilweise Angst, abends alleine zur Toilette zu gehen. Ein ganzes Löwenrudel kam zu allem Überfluss ins Camp in der ersten Woche. Ich lag abends wach in meinem Zelt und hörte, wie etwas an meinem Zelt vorbeilief. Ich hatte unglaubliche Angst, wagte mich kaum noch zu atmen und die Zeltwand kam mir sehr dünn vor. Am nächsten Morgen konnten wir die Fußspuren der Löwen im Camp finden und alle tauschten sich über diese spannende Erfahrung aus. Schon bald würden uns solche Erlebnisse nicht mehr gruselig vorkommen, sondern unfassbar schön und manchmal schon fast alltäglich.
Start des Field Guide Kurses
Da wir in dieser ersten Woche bis auf ein paar Sundowner nicht wirklich aus dem Camp kamen, freuten wir uns alle umso mehr auf den Start des Field Guide Kurses. Der komplette Tagesablauf änderte sich. Morgens um 5 Uhr früh wurden wir vom „Duty Team“ geweckt. Das „Duty Team“ wechselte täglich und wurde immer von zwei Mitschülern, die sich ein Zelt teilten, durchgeführt. Zur Aufgabe des „Duty Teams“ gehört, morgens das Wasser zu kochen, eine kleine Kaffeestation aufzubauen, als Stärkung für den Drive oder Walk, die Hot Box am Morgen und Cooler Box am Abend zu befüllen und das Essen herauszutragen und vorzustellen.
Um 6 Uhr morgens ging es dann entweder auf einen Drive oder einen Walk. Bei beidem lernten wir viel über die Natur um uns herum. Wir stoppten für Bäume, Pflanzen, Gräser, Fußspuren, Steine, Kot, natürlich auch für Säugetiere, Vögel, Insekten und Amphibien. Es waren sehr viele Informationen und zu Beginn ein wirklicher Overload. Das Frühstück kam also immer zur richtigen Zeit. Alle Mahlzeiten wurden als Buffet aufgebaut und für jegliche Ernährungsformen (vegetarisch, vegan, glutenfrei, laktoseintolerant, etc.) gab es genug und lecker zu essen. Nach dem Frühstück hatten wir eine kleine Verdauungspause, bevor der Unterricht anfing. Von Geologie, Klima und Wetter über Astronomie, Tierverhalten und Pflanzenkunde bis hin zu Human Habituation und Naturmanagement, war alles dabei. Nach den Unterrichtseinheiten hatten wir Freizeit. Diese nutzen wir zum Ausruhen, Lernen, Wäsche waschen, Sport treiben und Ausfüllen des Workbooks. Gegen 15 Uhr gab es Lunch und anschließend ging es wieder entweder auf einen Drive oder Walk. Die Drives wurden anfangs von den Instruktoren durchgeführt, doch schon nach kurzer Zeit durften wir selbst ans Steuer.
Der Nervenkitzel, wenn man plötzlich selbst am Steuer sitzt
Als ich das erste Mal fahren durfte, war ich wirklich sehr nervös. Plötzlich hatte ich die komplette Verantwortung für die Sicherheit aller meiner Mitschüler (natürlich saß der Instruktor direkt neben mir und konnte einspringen, sollte es nötig sein). Noch nie zuvor saß ich auf der rechten Seite am Steuer und musste mit der linken Hand schalten. Und noch nie zuvor bin ich ein solch starkes Auto gefahren! Zum Fahrtraining gehörte auch, im Sand stecken zu bleiben und sich wieder zu befreien und zu lernen, wann man High Range oder Low Range sowie Diff-Lock verwendet. Begriffe, die komplett neu für mich waren. Ich lernte schnell, wurde von den Instruktoren und Mitschülern unterstützt und schon nach meinem dritten Drive fühlte sich das Autofahren ganz natürlich an. Nun traute ich mir jede rucklige und knifflige Straße zu.
Die vier Wochen Selati verflogen unfassbar schnell, alle Tage schienen ineinanderzufließen und dann packten wir auch schon wieder unsere Sachen, um den zweiten Teil des Field Guide Kurses in Mashatu (Botswana) anzutreten.
2. Campwechsel: Mashatu
„Land of the Giants“
Mashatu ist landschaftlich das komplette Gegenteil von Selati. Hier ist es sehr offen, viel sandiger und nicht sehr hügelig. Zudem gibt es nicht mehr alle Big Five, sondern vor allem Elefanten (viiiiiiiele Elefanten) und Löwen. Nicht umsonst wird Mashatu auch „Land of the Giants“ genannt.
Fokus auf Guiden und die Prüfungen
Im zweiten Teil des Field Guide Kurses konzentrierten wir uns mehr auf das Guiden, also wie wir unseren Gästen die Natur näherbringen können und ihnen einen spannenden, angenehmen und unterhaltsamen Drive bieten können. Dazu kam das Lernen für die anstehenden Prüfungen. Die theoretischen Prüfungen bestehen aus einem großen schriftlichen Teil, der das Wissen über die Unterrichtseinheiten abprüft und einem Teil, welcher aus „Slides and Sounds“ besteht. Bei den Slides werden Bilder von Bäumen, Reptilien, Amphibien, Insekten, Vögeln und Säugetieren gezeigt und man muss den korrekten Namen aufschreiben. Danach werden Sounds abgespielt, also Alarmcalls von Säugetieren sowie die Gesänge der Vögel. Die theoretischen Prüfungen fanden über ca. 3 Tage statt. Anschließend sollten eigentlich die praktischen Prüfungen stattfinden, welche auch über mehrere Tage durchgeführt werden, bei uns mussten die praktischen Prüfungen jedoch später stattfinden, da kein Prüfer ein Arbeitsvisum für Botswana erhielt. Aus diesem Grund zogen wir „Basic Birding“ vor. Hier werden noch einmal Vögel am Aussehen und Gesang abgeprüft, aber in einem größeren Umfang.
Off-Zeit in Kapstadt
Nach all dem Prüfungsstress und einer unfassbar unbeschreiblich schönen Zeit in der Wildnis Botswanas hatten wir uns unsere erste Off-Zeit wirklich verdient. Von September bis Anfang November wurden wir zum Field Guide ausgebildet. Das Erkennen von Bäumen, Pflanzen, Fußspuren und Vögeln wurde immer leichter. Nun war es Zeit für ein bisschen Stadtleben. Wir verbrachten unsere Off-Zeit in Kapstadt. Endlich wieder ausschlafen, Essen gehen, Netflix gucken und nichts lernen.
3. Campwechel: Karongwe
Nach der Off-Zeit ging es zurück in den Busch, nach Karongwe. Karongwe liegt nur etwa 40 Minuten von Selati entfernt und ist ebenfalls ein privates Reservat. Die nächste Etappe stand an: Track and Signs, Trailing und natürlich die praktische Fahrprüfung zum Field Guide.
Themen-Fokus: Track and Signs
Während der Woche Track and Signs lernten wir, alle möglichen Fußspuren von Antilopen, Raubkatzen, Vögeln, Reptilien etc. zu erkennen. Für die Fußspuren von Raubkatzen lernten wir außerdem, zu beurteilen, ob es sich um ein männliches oder weibliches Tier handelte, wie schnell es gelaufen ist, ob vordere oder hintere Tatze und ob links oder rechts. Zu den Fußspuren kamen auch andere Spuren, die Tiere hinterlassen haben. Wie z.B. Dung oder abgebrochene Äste. Ich war ehrlich gesagt überfordert. Es waren mehr als 80 verschiedene Fußspuren, die wir innerhalb einer Woche gefunden haben. Hinzu kam, dass ich Schwierigkeiten hatte, die Fußspuren auf unterschiedlichen Terrain zu erkennen. Auf weicherem Sand war es leicht für mich, doch auf härterem Untergrund oder in Matsch war es schwer. Zudem war es nun Ende November, was im afrikanischen Busch Regenzeit bedeutet. Und tatsächlich regnete es fast ununterbrochen, die kompletten 3 Wochen, die wir in Karongwe verbrachten. Es regnete so sehr, dass sogar der Fluss anfing wieder zu fließen!
Am Ende der Woche fand die Prüfung statt. Jeder bekam ein leeres Blatt und unser Prüfer suchte nach Spuren. Insgesamt wurden 50 Track und Signs abgefragt, die in ihrer Schwierigkeit variierten. Sollte man einen Level 1 Track richtig erkannt haben, bekam man einen Punkt. Sollte man diesen jedoch nicht richtig erkannt haben, wurden 3 Punkte abgezogen. Umgekehrtes galt für einen Level 3 Track. Erkannte man diesen richtig, bekam man 3 Punkte, erkannte man ihn nicht, wurde nur 1 Punkt abgezogen.
Themen-Fokus: Trailing
Nach dieser Prüfung befassten wir uns eine weitere Woche lang mit der Kunst des Trailings. Beim Trailing geht es darum, einem individuellen Tier zu folgen. Dafür muss man sich in das Tier hineinversetzen und die Spuren im Busch so gut erkennen, dass man das Tier am Ende vielleicht sogar findet. Unser Lehrer hatte über 40 Jahre Erfahrung im Trailing von Tieren und konnte sogar den Spuren über Steine folgen! Es war unglaublich ihn in Aktion zu erleben! Wir hatten viel Spaß von ihm zu lernen und am Ende dieser zweiten Woche, wurden wir wieder geprüft. Wir mussten für ca. eine halbe Stunde den Fußspuren eines Büffels folgen. Das war wirklich nicht leicht, denn Büffel laufen sehr gerne kreuz und quer und die Spuren auf härterem Terrain zu finden war sehr kompliziert. Zum Glück standen wir alle nicht unter Druck, da diese beiden Kurse von EcoTraining angeboten wurden und keine Auswirkungen auf das Endergebnis für unsere Field Guide Qualifikation hatten.
Praktische Prüfungen zum Field Guide
In den letzten eineinhalb Wochen in Karongwe fanden unsere praktischen Prüfungen zum Field Guide statt. Ich freute mich sehr, denn nun konnte ich endlich zeigen, was ich alles in den letzten Wochen gelernt hatte. Natürlich war ich auf aufgeregt, aber dies war eine positive Aufregung. Meine Prüfung fand als aller erstes statt. Am Tag vorher hielt ich ein Briefing für meine „Gäste“ (meine Freunde und den Prüfer). Und am nächsten Morgen ging es endlich los. Ich hatte Glück und es regnete nicht. Allerdings kannte ich mich nicht besonders gut in Karongwe aus, was daran lag, dass wir die letzten zwei Wochen eigentlich nur zu Fuß unterwegs waren. Es kam wie es kommen musste und ich wusste nach kurzer Zeit schon nicht mehr, wo ich war, obwohl ich mir extra eine Route überlegt hatte. Trotzdem bin ich wohl irgendwo falsch abgebogen. Das brachte mich innerlich etwas durcheinander, äußerlich versuchte ich aber, mir nichts anmerken zu lassen. Irgendwann kamen wir an einer schönen Stelle für den Coffee-Stop an. Ich baute alles professionell auf und redete über Gräser und einen Busch. Anschließen packte ich wieder alles zusammen und hoffte, dass ich den Weg zurück ins Camp finden würde. Tatsächlich ließ mich mein innerer Kompass nicht im Stich und irgendwann kam ich wieder auf eine Straße, die ich kannte. Wieder zurück im Camp berichtete ich den anderen Studenten über meinen Drive. Karongwe war an diesem Morgen sehr still, sodass wir bis auf eine Spotted Bushsnake kein einziges Tier auf meinem Drive sahen. Dadurch musste ich für viele Bäume, Pflanzen und Vögel anhalten, was auch unterhaltsam war.
Am nächsten Tag, nach dem Frühstück, hatte ich das Abschlussgespräch mit meinem Prüfer, welches sehr positiv ausfiel. Er sagte mir sogar, dass ich sehr entspannt und selbstbewusst auf ihn gewirkt habe. Daraufhin berichtete ich ihm, dass ich die Hälfte des Drives nicht wusste, wo ich war. Er lachte, gab mir ein Kompliment und die Prozentzahl, mit welcher ich die praktische Prüfung bestanden hatte.
Ich war unfassbar glücklich und konnte kaum glauben, dass ich die erste Etappe, meinen Traum zu erfüllen, geschafft hatte.
4. Campwechsel: Bakstaan
Nach der prüfungsgefüllten Zeit in Karongwe ging es weiter nach Bakstaan. Hier lernten wir den Umgang mit großkalibrigen Waffen. Es war das erste Mal, dass ich mit solch einer Waffe schoss und das war echt nervenaufreibend. Denn der Rückstoß war stark und zu Beginn hatte ich Angst vorm Schießen. Wir tasteten uns langsam heran und hatten großartige Lehrer, mit viel Geduld und einer ruhigen Persönlichkeit. Dies half unwahrscheinlich und ich realisierte, dass Schießen vor allem eine Kopfsache ist.
Um die Geschwindigkeit zu erreichen, mit welcher man die Schießprüfung ablegen musste, übten wir mit leeren Patronen. Dies verschaffte mir mehr Sicherheit im Umgang mit der Waffe. Nach vier Tagen üben, stand auch hier die Prüfung an. Tatsächlich schaffte ich es kein einziges Mal vor der Prüfung, alle Aufgaben in der angegebenen Zeit und Treffsicherheit zu meistern. Aus diesem Grund war ich sehr nervös und meditierte vor der Prüfung und redete mir immer wieder ein, dass ich es schaffen würde.
Die erste Aufgabe bestand darin, 5 Schüsse in das 12 Meter entfernte Ziel abzufeuern. Ging ein Schuss daneben, hatte man einen weiteren Versuch. Sollte man auch hier durchfallen, hätte man erst am nächsten Tag wieder die Möglichkeit, getestet zu werden. Ich schaffte diese Aufgabe im ersten Versuch.
Für die zweite Aufgabe hatte man nur 12 Sekunden. Man musste je einen Schuss in das 12m, 8m und 4m entfernte Ziel feuern. Hierfür brauchte ich einen zweiten Anlauf, da ich beim ersten Mal einfach zu aufgeregt war.
Die dritte Aufgabe war ähnlich zur zweiten. Diesmal hatte ich 24 Sekunden Zeit. Ich musste 3 Schüsse in das 8 Meter entfernte Ziel feuern, von welchen eine Patrone eine Platzpatrone war. Wurde kein Schuss abgefeuert, musste man die Platzpatrone auswerfen und drei neue Patronen nachladen sowie eine letzte Kugel in das Ziel abfeuern. Dies schaffte ich innerhalb von 22 Sekunden. Ich war sehr stolz auf mich und merkte während den Prüfungen gar nicht, was ich machte. Alles lief automatisch ab und sobald die Aufgabe vorbei war, zitterte ich extrem und mein Puls lag bei 120.
Nur noch zwei Aufgaben und ich hätte das „Advanced Rifle Handling“ bestanden. Die vorletzte Aufgabe bestand darin, auf zwei Büffel-Atrappen zu schießen. Diese waren 8 und 4 Meter entfernt, man hatte 10 Sekunden Zeit. Ich schaffte es im ersten Anlauf. Die letzte Aufgabe war die herausforderndste. Eine Nilpferd-Atrappe kam auf einen zugerast und man musste rechtzeitig abschießen und in das kleinste Ziel von allen treffen. Diese Aufgabe schaffte ich beim zweiten Anlauf und ich war mehr als stolz auf mich. Die Schießprüfungen waren mit Abstand das Schwierigste der ganzen Rangerausbilung.
Off-Zeit: Weihnachten zuhause
Da Weihnachten vor der Tür stand, hatten wir wieder eine Off-Zeit. Diesmal flog ich nach Hause, um mit meiner Familie zu feiern. Am ersten Januar flog ich zurück nach Johannesburg, wo ich wieder auf meine Gruppe traf.
5. Campwechsel: Selati
Trails Guide Kurs
Die letzte Etappe der Ausbildung stand an. Vier Wochen in Selati, um Trails Guide zu werden. Die Regenzeit war weiterhin in vollem Gange, was die Walks sehr speziell machte. Beim Trails Guide Kurs geht es darum, zu lernen, wie man Bush-Walks durchführt und wie man sich verhält, wenn man potentiell gefährlichen Tieren zu Fuß begegnet. Am Ende des Kurses muss eine bestimmte Anzahl an Second Rifle Stunden und Tierbegegnungen erreicht worden sein, um die Qualifikation „Apprentice Trails Guide“ zu erhalten.
Unser Tagesablauf war ähnlich zu dem des Field Guide Kurses, nur dass wir nun liefen und keine Game Drives mehr durchführten. Manche Walks gingen sogar über mehr als 7 Stunden. Plötzlich einsetzender Platzregen hatte einen innerhalb von wenigen Minuten von Kopf bis Fuß durchnässt. Teilweise half auch die Regenjacke nicht mehr. Da es zudem sehr schwül war, trockneten Kleidung, Handtücher und Schuhe sehr langsam, wenn überhaupt. Aber so ist das nun mal, wenn man mitten in der Natur und mit der Natur lebt.
Die Tierbegegnungen waren natürlich das beste am ganzen Kurs und Selati ist, abgesehen von Pridelands, das beste Camp für Big 5 Begegnungen.
Zu Fuß begegneten wir Löwen, Elefanten, Spitz- und Breitmaulnashörnern. Meine absolute Lieblingsbegegnung war, als wir bereits 2 Stunden unterwegs waren und uns entschieden, eine Kaffeepause einzulegen. Wir hatten grade alles schön ausgepackt, als wir von weiter weg Madenhacker hörten. Wir drehten uns alle zur gleichen Zeit um und sahen ein Breitmaulnashorn gradewegs auf uns zu laufen. Der Wind blies weg von uns, sodass uns das Nashorn nicht riechen konnte und wir alle blieben leise im hohen Gras sitzen. Komplett ins Fressen vertieft, kam das Nashorn näher und näher. Als es nur noch circa 10 Meter von uns entfernt war, klopfte unser Instruktor mit seinem Stock gegen sein Gewehr. Das Nashorn blickte auf und war sichtlich überrascht, uns zu entdecken. Begeistert war es leider nicht und lief erschrocken davon. Nach unserer Kaffeepause versuchten wir, das Nashorn wieder zu finden, hatten aber keinen Erfolg. Für die Prüfungen des Trails Guide Kurses lernten wir alle nicht so intensiv, da wir das meiste schon so wussten. Auch die praktische Prüfung war einfach und ich hatte das Glück, dass wir auf meinem Walk Löwen fanden.
Das 6-monatige Praktikum
Am letzten Abend in Selati begann sogar der Selati-Fluss zu fließen. Der Abschied von diesem wunderschönen Camp fiel mir also noch schwerer. Doch nun stand die letzte Phase vor der Abschlussfeier an. Das 6-monatige Praktikum.
Ich entschloss mich, mein Praktikum mit EcoTraining zu absolvieren. Das hieß, dass ich als Back- Up bzw. Apprentice Trails Guide/Second Rifle die neuen EcoTraining Studenten begleitete und mich um die Camps kümmerte. Dazu gehörte, Fat Trap, Rubbish-, Food-, Water-, Wood-Run und weitere Maintanance Dinge. Für mich war es die absolut beste Entscheidung. Ich erlebte so viel, lernte einige interessante Menschen kennen und sammelte einiges an Erfahrung und schöne Erinnerungen. Das halbe Jahr ging so schnell vorbei, jeder Tag schien in den nächsten überzufließen und mein Zeitgefühl veränderte sich komplett. Für mich gab es keine Wochentage mehr, nur noch ein Datum. Der Rhythmus 6 Wochen arbeiten und dann 2 Wochen frei haben, funktionierte für mich perfekt.
6. Campwechsel: Standort Makuleke
Als letzte Etappe des Jahreskurses zum professionellen Field Guide fand „Advanced Birding“ sowie unsere Abschlussfeier statt. Hierzu fuhren wir alle nach Makuleke und es war so schön, alle meine Mitschüler wiederzusehen. Es war, als wäre gar nicht so viel Zeit zwischen dem Trails Guide Kurs und des Wiedersehens vergangen. Unsere kleine Familie war wieder vereint. Advanced Birding machte mir sehr viel Spaß und ich konnte neue Vögel zu meiner Liste hinzufügen. Zudem ist die Landschaft in Makuleke eine der spektakulärsten! Lanner Gorge, Fevertree Forest und Mutale Gorge sind Orte, die man auf jeden Fall gesehen haben muss.
Abschied nehmen
Der endgültige Abschied am Ende dieser Reunion fiel mir so schwer, wie noch nie etwas zuvor in meinem Leben. Am liebsten hätte ich die ganze Fahrt zurück zum Flughafen durchgeheult. Ich kann es immer noch kaum glauben, wie schnell dieses Jahr vergangen ist, wie viel ich erlebt habe und wie sehr ich mich verändert habe. Ich bin so dankbar für all die Erfahrungen, Erinnerungen und Freundschaften
Abschließend ist nur zu sagen, dass ich diesen Kurs jedem wärmstens empfehlen kann. Daniel und Natucate waren immer erreichbar und haben mich wunderbar das gesamte Jahr lang und auch jetzt noch unterstützt.