Die San von heute: Bedrohte Kultur in Gefahr

Herausforderungen für die San von heute

Es besteht ein großes Interesse daran, die San-Gesellschaft kennenzulernen, zu erforschen und besser zu verstehen. Aufgrund eines mangelnden kulturellen Verständnisses kann es jedoch schnell zu Konflikten kommen.

"In der Vergangenheit sind wir in vielen Fällen auf mangelnden Respekt gestoßen. In der Genomforschung wurden unsere Leader gemieden und ihnen wurde kein Respekt entgegengebracht. Forscher fotografierten Personen in ihren Häusern, stillende Mütter oder minderjährige Kinder und missachteten dabei unsere gesellschaftlichen Sitten und Normen. Es wurden Bestechungsgelder oder andere Annehmlichkeiten angeboten." - San-Kodex für Forschungsethik, 2017

Dieses Zitat stammt aus dem San-Forschungskodex 2017, der von den südafrikanischen San in Zusammenarbeit mit dem EU-finanzierten TRUST-Projekt veröffentlicht wurde. Dabei rufen sie zu vier Grundwerten auf, nämlich Fairness, Respekt, Sorgfalt und Ehrlichkeit, denen nicht nur Forscher, sondern alle Menschen, die mit den San interagieren, verpflichtet sein sollten.

In der Vergangenheit hat es ungerechte Landenteignungen gegeben. Durch verschiedene Proteste wollen Vertreter verschiedener San-Stämme Gebiete zurückfordern, in denen sie seit mindestens 20.000 Jahren im Einklang mit ihrer natürlichen Umgebung leben. Das Weitergeben jahrhundertealter Traditionen gestaltet sich schwieriger, wenn man in einem Umsiedlungsdorf lebt. Dieses Problem besteht auch heute noch.

"Südafrika kommt weiterhin nicht seinen Verpflichtungen nach, die Rechte der Khoi und San Völker auf ihr Land, ihre politische Vertretung, ihre Identität, ihre Sprachen und Kulturen zu schützen." - Cultural Survival

Tourismus als Chance, traditionelle Fähigkeiten in Einkommen umzuwandeln

Die modernen Buschmänner (einschließlich der Frauen) haben den Ökotourismus als Einnahmequelle entdeckt. Diejenigen, die aufgeschlossen und stolz auf ihre Kultur sind, zeigen sie gerne den ehrlich interessierten Fremden. Feuer machen aus Stöcken, flechten von Seilen aus faserigen Pflanzen und traditionelle Tänze sind nur einige der faszinierenden Beispiele.

Der konventionelle Kulturtourismus kann jedoch ausbeuterisch und entwürdigend sein, wenn die heutigen Buschleute als unveränderte primitive Stämme dargestellt werden. Es liegt in unserer Verantwortung, uns der Dynamik und der Folgen des Kulturtourismus bewusst zu sein. Die "Authentizität" einer "Buschmann-Erfahrung" wird oft romantisiert, wobei vernachlässigt wird, dass diese indigenen Völker als vollwertige Menschen gesehen werden sollten, die sowohl ihren historischen Hintergrund als auch die modernen Einflüsse und Entwicklungen in sich tragen.

Im Gegensatz dazu konzentrieren sich die Anbieter von Ökotourismus auf den gegenseitigen Nutzen. Im Ökotourismus werden den Buschleuten beide Fähigkeiten zugeschrieben: Sie nehmen als Objekte des Tourismus teil und haben eine aktive Rolle als moderne Tourismusproduzenten. Diese beiden Rollen sind eng miteinander verknüpft, denn das Interesse der Touristen an der reichen San-Kultur und den traditionellen Fertigkeiten bietet die Möglichkeit, etwas zu verkaufen. Es ist eine weitaus effizientere Strategie, sich dieses Interesse zunutze zu machen, als sich möglicherweise tagelang auf eine erfolglose Jagd zu begeben. Entscheidend ist jedoch auch, die modern Rolle der Buschmänner als Tourismusproduzenten anzuerkennen und damit hilfreich für die wirtschaftliche Entwicklung zu sein. Ein Beispiel für die Umsetzung können vertragliche Vereinbarungen sein, bei denen die Buschmänner an den Gewinnen solcher Touren beteiligt werden.

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